Impuls der Woche - Klara von Assisi – die Suchende und Gehende

Die heutige Zeit ist sensibel für Frauen, die in der Geschichte der Kirche selbstbewusst ihren Weg gegangen sind. Klara fasziniert heute wie damals wegen ihrer überzeugenden Art der Christusnachfolge. Hierin kann sie ein Leitbild auf der Suche nach einem sinnerfüllten und vom christlichen Glauben geprägten Leben sein.

Zuerst, wie ich meine, eine schöne Legende: Auf dem Weg von Spello nach Assisi bitten Franziskus und Klara um Brot und Wasser.

Doch statt einer kleinen Stärkung bekommen sie böse Anspielungen auf ihre Freundschaft zu hören. Deshalb hält es Franz für besser, Klara eine Zeitlang nicht zu treffen. Klara ist betrübt und stellt die bange Frage: "Vater, wann werden wir uns wieder sehen?" Franziskus antwortet ausweichend: "Wenn der Sommer wiederkommt, wenn die Rosen blühen!" Das ist eine lange Zeit, denn es ist mitten im Winter.

HL.Klara

Leichnam der hl.Klara, in St.Chiara, Assisi, Foto: IBB 2019

 Da beginnen plötzlich auf den vom Reif bedeckten Hecken und Wacholderbüschen ringsum unzählige Rosen zu blühen. Als sich Klara von ihrem Staunen erholt hat, pflückt sie einen Strauß und legt ihn Franziskus glücklich in die Hände. "Von diesem Tag an", so schließt die Legende, "waren Franz und Klara nie mehr getrennt."

Nun zum Leben und Wirken der heiligen Klara: Eigentlich trug sie den schönen Namen Chiara und gehörte zur stolzen Familie der Offreduccio-Favarone in Assisi. Man war gerade dabei, ihr eine standesgemäße Partie auszusuchen.
Da riss sie eines Nachts im März 1212, knapp achtzehn Jahre alt, aus ihrer Adelsburg aus und versteckte sich bei den Benediktinerinnen von San Paolo delle Abbadesse. Als sie ihre wütenden Verwandten dort aufspürten, hielt sich Chiara - das heilige Asylrecht nutzend - am Altar fest, riss sich das Kopftuch herunter und zeigte ihrer entsetzten Familie den kahl geschorenen Kopf: Zeichen für ein gottgeweihtes Leben.

Nun hieß Chiara also Klara, "die Leuchtende", scharte Gefährtinnen um sich und begann in San Damiano bei Assisi mit diesen "Klarissen" ein zurückgezogenes Leben in Stille, Armut und geschwisterlicher Gemeinsamkeit. Klara führte in ihrem Klösterchen demokratische Elemente ein: das "Kapitel", das heißt eine wöchentliche Vollversammlung, in der alle Angelegenheit des Klosters besprochen wurden, sämtliche Funktionsträgerinnen einschließlich der Äbtissin gewählt wurden und alle einander ihre Fehler bekannten.
Klara von Assisi

Klara von Assisi, Bildmitte, Basilika St. Francesco, Assisi, Foto IBB2019

Klara war zeitlebens die große Suchende und Gehende. Sie wusste sich auf dem richtigen Weg; denn für sie war das Evangelium zur Richtschnur geworden. „Der Sohn Gottes ist uns Weg geworden“ (vgl. Joh 14,6). Franziskus wies Klara die Lebensspur. Sie ließ sich in voller Bereitschaft ein Leben lang auf diesen Weg ein. Sie ging ihn in immer neuen Situationen treu und beharrlich. Für Klara ist es nicht selbstverständlich, in Treue auf diesem Weg zu bleiben. In ihrem Testament schreibt sie unter anderem: „Wir sollen uns also hüten, wenn wir schon den Weg des Herrn betreten haben, dass wir keineswegs durch unsere Schuld, Nachlässigkeit und Unwissenheit zu irgendeiner Zeit davon abweichen.“ Ein Weg ist nichts Statisches, er muss begangen werden. Auch unser Lebensweg „in den Spuren Christi“ geht durch viele Höhen und Tiefen. Das Gehen schenkt immer neue Erfahrungen, fordert uns zu neuen Entscheidungen heraus.

Die Päpste wollten Klaras Gemeinschaft immer wieder dazu bewegen, Besitz anzunehmen und die eigene Existenz abzusichern. Als Papst Innozenz IV. eine entsprechende Regel erließ, setzte sie sich einfach hin und schrieb als erste Frau in der Kirchengeschichte ihre eigene Ordensregel - die tatsächlich im August 1253 endlich von Rom bestätigt wurde. Tags darauf, am 11. August, starb Klara glücklich und zufrieden. Klara sagte es eindringlich am Ende ihres Lebens: „Der dich geschaffen hat, hat dich geheiligt.“

Feiern wir am 11. August ein frohes Fest im Gedenken an die heilige Klara!

 

Gedankensplitter der hl.Klara

Christus, mein Licht, in Dich, den Spiegel meines Lebens, will ich täglich schauen, in Dir betrachte ich mein Antlitz, für Dich will ich mich schmücken mit schönen Blumen und mich bekleiden mit kostbaren Gewändern.

Christus, mein Licht, in Dir strahlt für mich auf das Geschenk der Armut, die Heilkraft des Gehorsams und die unaussprechliche Liebe in der Hingabe an Gott.

(Freie Übertragung von Motiven nach: KQ-Vierter Brief an Agnes von Prag) in Helmut Schlegel, Assisi für Pilger, 3.Auflage 2022.

 

PACE E BENE! Frieden und alles Gute!

Br.Konrad,ofs (Bernd-Günter Barwitzki) Kontakt:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Wir gehen in die Sommerpause und wünschen Ihnen gute Erholung an Leib und Seele.