Angedacht KW 14
Das Wesentliche
Das Wesentliche der Zukunft ist die Suche nach einer Lebensweise, die kein vorgefertigter „Way of Life“, kein „Lifestyle“ ist. Es ist die Übung der Umwandlung von fixierten Bildern und Erwartungen, wie man zu leben hat, hin zur Erkenntnis, wie man authentisch lebt.
Glück erscheint als eine Form der Übereinstimmung, kein fixer Zustand, sondern eine Harmonie des inneren Lebens mit den eigenen Gedanken und Empfindungen. Es geht nicht darum, das Gefühl von Glück zu jagen, sondern im Einklang mit sich selbst zu handeln.
Die zentrale Aufgabe eines achtsamen Blickes ist es, wichtig von unwichtig zu unterscheiden und loszulassen, was entfremdet. Derjenige, der auf das Überflüssige verzichtet, löst sich von Unwichtigem. Verzicht bedeutet Befreiung, eine Umwandlung von Abhängigkeit in eine Beziehung und Verbundenheit, die uns letztendlich trägt. Unabhängigkeit um jeden Preis, ist oft eine Täuschung, eine Verleugnung eigener Bedürfnisse und Schwächen. Das Wesentliche ist, sich ins richtige Verhältnis zu setzen, ein menschliches Maß zu finden, das uns der Wahrheit näherbringt.
Es gehört zur essenziellen Übung, sich selbst zurückzunehmen und weniger wichtig zu nehmen. Was bedeutsam ist, lässt sich nicht durch Ausprobieren von allem Möglichen feststellen, sondern durch das Weglassen des Unnötigen. Die Freude liegt darin, das Wesentliche zu erkennen. Diese Form der Freude ist nicht konsumorientiert, sondern fokussiert sich auf den Genuss des Wesentlichen. Ein hervorragendes Beispiel ist der Philosoph Diogenes, der in der Tonne durch den Markt in Athen schlenderte und sich an den Waren erfreute, die er nicht benötigte. Wir können ihn uns als den glücklichsten Besucher seiner Zeit vorstellen. Der Genuss des Wichtigen bedeutet ein klares Ja zum Leben, das in seiner Klarheit auch ein Nein zu vielem anderen beinhaltet.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen, aber selbst im Unvollkommenen existiert eine Richtung, die wir anstreben können. Dieses Streben offenbart sich in der Einkehr und Erkenntnis, die über das Profane hinausgeht und uns zu einer inneren Fülle führt.
Pace e bene
Bernd-Günter Barwitzki, OFS